Aufhebung des Leidens

Text aus "Stille spricht". Wahres Sein berühren. Autor: Eckhart Tolle Natur und Heilen 11/2010, Arkana/Goldmann Verlag, 2003
ISBN 978-3-442-33705-7

BEWUSST SEIN

Das Gefühl des Leidens verschwindet, wenn man aufhört, Leid als solches zu bezeichnen. Sobald man eine Situation - so schmerzhaft sie auch sein mag - akzeptiert so, wie sie ist, ohne sie zu bewerten, verliert sie an Ernsthaftigkeit.

Es ist wahre Freiheit und damit die Aufhebung des Leidens, wenn du so lebst, als hättest du das, was du in diesem Augenblick fühlst oder erlebst, vollkommen selbst gewählt.
Diese innere Übereinstimmung mit dem Jetzt setzt dem Leiden ein Ende.

Etwas als schlecht zu bezeichnen, verursacht eine emotionale Verhärtung in dir. Wenn du es einfach so sein lässt, ohne es zu benennen, steht dir plötzlich eine gewaltige Kraft zur Verfügung. Die Verhärtung hingegen versperrt dir den Zugang zu dieser Kraft, der Lebenskraft selbst.

Eckhart Tolle

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Erica Meli

"Ich halte deine Hand"
Von einem geliebten Menschen Abschied nehmen.
Autorin: Erica Meli

Durch meine jahrelange Erfahrung als Krankenschwester wurde ich immer wieder mit dem Thema Sterben und Tod konfontiert. Immer öfter habe ich auch die spirituelle Dimension des Lebens und Sterbens erfahren dürfen. 
Todesnähe ist Weg zu Gott - Ist Weg zum Heil. Schwerkrankenbegleitung ist reine Beziehungsarbeit. Ich trete mit dem Sterbenden in eine Beziehung. Keine Beziehung ist möglich ohne Liebe. Liebe ist ein sich gegenseitiges Annehmen und Verstehen. Es gibt in diesen letzten Stunden nur Dich und Mich. 

Meine schönste Erfahrung
(Out of Body-Erlebnis)
Mein Erebnis liegt 20 Jahre zurück. Ein älterer Patient lag im Sterben. Er hatte große Mühe mit dem Atmen und erstickte beinahe. ein Arzt und eine junge Krankenschwester betreuten ihn. Ich stand still daneben im Gebet versunken. "Gott nimm seine Seele auf in dein Licht. Lass ihn erkennen, was jetzt mit ihm geschied. Hilf ihm, dass er loslassen kann." 
Plötzlich nahm ich mit Erstaunen wahr, wie sich das Zimmer veränderte. Es wurde hell und strahlend farbig.....  Ein starkes Gefühl von Liebe, Annahme, Glückseligkeit und Gottes Nähe erfasste mich. Ich wollte mitgehen in dieses Licht, zu dieser Liebe, eine starke Sehnsucht nach Heimkehr, nach Gott, hatte mich tief ergriffen. Mich überkam der Wunsch, ebenfalls zu sterben.
Dann sah ich von oben, aus einer veränderten Perspektive heraus, den um Luft ringenden, zuckenden Körper. Ich beobachtete, wie sich etwas aus der materiellen Hülle des Körpers zu befreien im Begriffe war. Danach lag nur noch die leblose Hülle auf dem Bett - das wahre Sein hatte sich vom Körper gelöst und war hinüber ins Licht gegangen.
Die junge Krankenschwester weinte und war traurig. Ich nahm sie in die Arme um sie zu trösten. Sie fragte mich, ob ich nicht auch traurig bin, wenn ich einen Patienten nicht mehr helfen kann und er stirbt. Ich sagte ihr, dass ich bis heute auch immer darüber traurig war. Doch dass ich soeben erfahren habe, was wirklich vor sich geht, wenn ein Mensch sein Dasein wechselt. Dies macht mich mit ihm und für ihn so unendlich glücklich. Sie konnte meine Euphorie - verständlicherweise - nicht verstehen.
Ich denke, dass ich dieses Erebnis haben durfte um selber zu verstehen und nicht um verstanden zu werden. Ich habe meine Furcht vor dem Tod weitgehend überwunden. Ich freue mich auf meinen Übergang, dann, wenn meine Seele bereit ist zu ihrem Schöpfer heimzukehren.